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Pressemeldung vom 18. November 2019

wdk-Herbsttagung 2019: Deutsche Kautschukindustrie steht vor großen Herausforderungen

Eine eingetrübte Branchenkonjunktur vor dem Hintergrund immer unvorhersehbarer Märkte. Die diesjährige Herbsttagung des Wirtschaftsverbands der deutschen Kautschukindustrie (wdk) in Frankfurt am Main hat die vielfältigen Herausforderungen aufgezeigt, vor denen die Branche steht. Die traditionelle Veranstaltung am 18. November 2019 spannte unter dem Motto „Vorhalten – Mithalten – Nachhalten“ einen weiten Bogen von der konjunkturellen Lage über die Rohstoffmärkte bis hin zu Fragen von Industriepolitik und Nachhaltigkeit.

Der Vize-Präsident des wdk, Jürgen John, betonte, dass die Unternehmen der deutschen Kautschukindustrie strategisch mit Weitblick aufgestellt seien: „Wir alle setzen als Premiumanbieter auf einen Qualitätswettbewerb statt auf einen Preiswettbewerb.“ Die Branche benötige aber verlässliche politische Rahmenbedingungen und Akzeptanz am Wirtschaftsstandort Deutschland. Hierzu sei auch erforderlich, dass die Bundespolitik mit Blick auf die deutschen Industrieunternehmen und ihre Verbände ihre Wertschätzung wiederentdecke.

Mit der „Industriepolitik im digitalen Zeitalter“ beschäftigte sich Prof. Dr. Dalia Marin (TUM School of Management, TU München). Sie zeigte auf, dass eine vorübergehende Subvention permanent die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens oder eines Sektors – durch mehr entstehendes Wissen oder Daten – begünstigen kann, wenn KI und Lernprozesse hierbei eine große Rolle spielen. Einer staatlichen Subventionierung stand sie grundsätzlich positiv gegenüber und verwies auf das Beispiel Südkorea. Hier hätten in den Siebziger Jahren subventionierte Wirtschaftsbereiche einen deutlich höheren Output gehabt, der auch noch nach Wegfall der Subventionen feststellbar gewesen sei. In Deutschland wären die Automobilindustrie und ihre Zulieferer Kandidaten für eine solche staatliche Unterstützung. Diese könnte sich auch positiv auf die Agglomeration von Batteriezellenproduzenten auswirken. Insgesamt wäre der Agglomerationseffekt umso größer, je wichtiger Batteriezellen für die Wertschöpfung von Automobilen würden. Darüber hinaus befasste sich Prof. Dr. Marin mit einer Renaissance der deutschen Industrie, die auch dank eines verstärkten Robotereinsatzes zu einer Rückverlagerung der Produktion nach Deutschland führen könne.

Michael Berthel, wdk-Chefvolkswirt, beleuchtete die Branchenperspektive und gab den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Herbsttagung einen detaillierten Blick in die relevanten Rohstoffmärkte. Er führte aus, dass die Krise in der Automobilindustrie Kreise gezogen habe. Ein entsprechender Auftragsmangel habe in der Kautschukindustrie zu Produktionsbehinderungen geführt, wovon auch Bereiche außerhalb der Zulieferbranche betroffen seien. Zudem berichtete Berthel von der verbandsinternen Konjunkturumfrage zum Ende des 3. Quartals. Demnach bewertet mehr als die Hälfte der in der Automobilindustrie tätigen Branchenunternehmen die aktuelle konjunkturelle Situation als schlecht. Für das gesamte Jahr prognostizierte Berthel ein Umsatzminus von etwa fünf Prozent und für 2020 bestenfalls eine Stagnation.

Nachhaltigkeitsaspekte bei der Produktion von Naturkautschuk waren Gegenstand des Vortrags von Julija Menise (The Dragonfly Initiative). Sie führte auf, welche Sorgfaltspflichten mittlerweile in der Lieferkette von Kunden und anderen Stakeholdern erwartet werden. Beispielsweise werde die Anforderung formuliert, dass nachgelagerte Unternehmen Druck auf die vorgelagerten Unternehmen ausüben sollten, um vorherrschende Praktiken zu verbessern. Dieser Prozess einer Verbesserung der Sorgfaltspflichten in der Lieferkette fange am besten mit einer Informationserhebung und Maßnahmen-Priorisierung an. Dabei sollten die Unternehmen in Kooperation mit anderen vorgehen und nicht isoliert agieren. Schließlich sei die Industrie letztlich „eine Quelle des Guten“.

In der anschließenden Podiumsdiskussion zeigte Menise gemeinsam mit wdk-Vize-Präsident John und dem Vorsitzenden des Industry Advisory Panel der International Rubber Study Group (IRSG), Enrico Lucchese, auf, mit welchem Maßstab soziale und wirtschaftliche Standards gemessen werden sollten. Außerdem debattierten sie darüber, wie sich das sogenannte Nachhaltigkeitsdreieck – Ökologie, Ökonomie und Soziales –auf ihre Arbeit auswirke und welche dauerhaften Quellen für Synthesekautschuk denkbar seien.

Jürgen Hättig (Covestro) und Dr. Günter Scholz (BASF Polyurethanes) stellten mit dem TPE-Forum ein Expertennetzwerk für thermoplastische Elastomere vor. Dieses hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, TPE als eigenständige Werkstoffgruppe zu etablieren und aktiv an der Erstellung von Normen und Richtlinien auf nationaler als auch internationaler Ebene mitzuwirken. Beide betonten, dass hier intelligente Lösungen gefragt seien.

Enrico Lucchese gab den Zuhörerinnen und Zuhörern detaillierte Einblicke in verschiedene Feedstock-Szenarien und in die Nachhaltigkeitsentwicklung im Bereich des Synthesekautschuks. Hier seien Kreislaufwirtschaft und Recycling wichtige Markttrends im Endverbrauchermarkt.

Zum Abschluss der wdk-Herbsttagung beschrieb George Sulkowski (Corrie MacColl International) die Zusammenhänge in der weltweiten Kautschukindustrie sowie aktuelle Besonderheiten in einigen der naturkautschukproduzierenden Länder. Dabei beleuchtete er die derzeitige und zukünftige weltweite Verfügbarkeit von Naturkautschuk und wies darauf hin, dass eine dauerhafte Nachhaltigkeit bei Naturkautschuk einen bestimmten Rohstoffpreis erfordere.

Der Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie e.V. (wdk) ist die Spitzenorganisation der deutschen Hersteller von Bereifungen und Technischen Elastomer-Erzeugnissen. Er vertritt rund 200 Unternehmen mit etwa 70.000 Beschäftigten und einem Gesamtjahresumsatz von zehn Milliarden Euro.