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Wir müssen miteinander reden: Udo Schiefner

Der wdk im Gespräch mit Udo Schiefner (SPD), Vorsitzender des Verkehrsausschusses des Deutschen Bundestages

Die Mobilität steht vor einem grundlegenden Wandel. Wie beurteilen Sie vor diesem Hintergrund die Zukunft der Automobilindustrie in Deutschland?

Mobilität sichert unsere Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Zugang zu Arbeit, Schule und Dienstleistungen, der täglichen Versorgung und der Gesundheitsvorsorge hängen von den Verkehrsangeboten ab. Doch alle Mobilitätslösungen müssen nachhaltiger und Mobilität klimaneutral werden. Unser Mobilitätsverhalten ist ein wesentlicher Baustein, um unsere Klimaziele zu erreichen. Unsere Verkehrswende muss sicherstellen, dass niemand dadurch sozial und kulturell abgehängt wird.

Vor allem ältere Menschen sind auf Alternativen zum eigenen Auto angewiesen, um in den nächsten Jahren nicht zunehmend vom gesellschaftlichen Leben abgeschnitten zu werden. Dabei geht es jedoch nicht nur darum, wie der ÖPNV aufzustellen ist. Diskussionen zur Verkehrswende orientieren sich oft an der Lebenssituation in und den Wegen zwischen Metropolen. Im ländlichen Raum können unmöglich alle Transportbedürfnisse und -notwendigkeiten der Bürgerinnen und Bürger ökonomisch und ökologisch sinnvoll über eine hohe Taktung im ÖPNV befriedigt werden. Was wir brauchen sind verknüpfte Mobilitätsoptionen. Erst mit multimodalen Netzen wird das Verkehrsangebot zukunftssicher. Alle Verkehrsträger müssen dafür intelligent vernetzt werden. Auto, öffentlicher Nahverkehr, Schienenpersonenverkehr, Radverkehr und Sharingangebote müssen verknüpft und die Wege gebündelt werden. An zentralen Umsteigepunkten werden lokale Verkehre des ÖPNV oder Bürgerbusse, regionale und Fernverkehre des öffentlichen Verkehrs, das Parken und Leihen von Pkw, das sichere Abstellen und Leihen von Fahrrädern und e-bikes und das Laden elektrischer Fahrzeuge möglich.

Lange Planungs- und Bauzeiten wiederum bei Schieneninfrastrukturprojekten und die gebotene Eile bei der Dekarbonisierung erzwingen dabei, dass die Verkehrswende in erheblichem Maße auf der Straße und in den Fahrzeugen geschieht. Die Zukunft der Automobilindustrie in Deutschland besteht, Stand heute, also darin, die entsprechenden Fahrzeuge schnell und erschwinglich in den Markt zu bringen und dabei ihre Vertriebskonzepte den sich verändernden Bedürfnissen anzupassen. Das Auto wird für die Erreichung unserer Klimaziele gebraucht, es wird aber seltener das eigene Auto vor der eigenen Haustür sein.

Die Kautschukindustrie hatte sich in ihren Wahlprüfsteinen für Technologieoffenheit bei der Transformation der Mobilität ausgesprochen. In ihrem Koalitionsvertrag sprechen SPD, GRÜNE und FDP aber hauptsächlich von Elektromobilität. Haben andere Antriebsformen keine Chance mehr?

Von den alternativen Technologien steht im Moment Batterieelektrik im Fokus. Jetzt brauchen wir die Technologie, die jetzt verfügbar ist. Antriebstechnik und Kraftstoffe stetig weiterzuentwickeln, bleibt aber eine wichtige Aufgabe. Eine Chance hat aber jede Antriebsform, die effizient hilft, CO2-Neutralität zu erreichen.

Die Koalitionäre haben angekündigt, die Transformation des Automobilsektors zu unterstützen. Als eine wichtige Zuliefererbranche interessiert die Unternehmen der deutschen Kautschukindustrie, ob dies auch den Zulieferbereich betrifft und wie eine solche Unterstützung aussehen könnte?

CO2-neutrale Fahrzeuge sollen in Deutschland produziert werden und das mit einer gut aufgestellten Automobil- und Zulieferindustrie, die dadurch auch Arbeitsplätze sichert und aufbaut. Unser Ziel ist, dass Deutschlands Schlüsselindustrie zukunftsfähig bleibt.

Bei der Mobilität der Zukunft werden Daten eine wichtige Rolle spielen. Für den wdk und andere Akteure ist ein gleichberechtigter Zugang zum vernetzten Fahrzeug sehr wichtig. Wie sieht die SPD-Position zur künftigen Nutzung von Mobilitätsdaten aus?

Im Koalitionsvertrag haben wir vereinbart, dass wir ein Mobilitätsdatengesetz schaffen und freie Zugänglichkeit von Verkehrsdaten sicherstellen. Zur wettbewerbsneutralen Nutzung von Fahrzeugdaten streben wir ein Treuhändermodell an, das Zugriffsbedürfnisse der Nutzer, privater Anbieter und staatlicher Organe sowie die Interessen betroffener Unternehmen und Entwickler angemessen berücksichtigt.

An vielen Stellen im Koalitionsvertrag wird die Nachhaltigkeit betont. Einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet auch die Runderneuerung von Reifen. Diese ist im Koalitionsvertrag nicht erwähnt. Wie bewerten Sie die Runderneuerung?

Runderneuerte Reifen sind aus dem De-minimis-Programm der Mautharmonisierungsmittel förderfähig. Unternehmen im gewerblichen Güterkraftverkehr können das für ihre Lkw in Anspruch nehmen. Den Zielen des Programms, geräuscharm und umweltschützend zu sein und geringen Rollwiderstand zu haben, entsprechen die runderneuerten Reifen. Mit den Reifen kann man einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten, der finanziell unterstützt wird.

(Bildnachweis: photothek)