Zum einen herrscht ein die Krise verstärkender doppelter Attentismus aus genereller Zurückhaltung und dem Abwarten von politischen Investitionsmaßnahmen (Umfang, Zeitrahmen, Ausrichtung), zum anderen steht die Sommerpause mit Werksstilllegung in der Fahrzeugindustrie in Kürze an. Die OEMs haben kommuniziert, dass es keine Verkürzungen der geplanten Schließzeiten geben wird – nicht unwahrscheinlich sind dagegen Verlängerungen. Dazu kommen große Anlaufprobleme auf der Produktionsseite in den wichtigen Märkten USA/Mexiko und Indien. Dieser „Cocktail“ bringt für die Kfz-Zulieferer eine zum Zerreißen angespannte Lage bis mindestens Ende August. Entlassungen werden nicht zu vermeiden sein, noch Schlimmeres steht punktuell zu befürchten.
In diesem Kontext muss die Kooperation aller Beteiligten fair und solidarisch sein – und die Politik muss stützen.
Die non-automotiven Bereiche in der Branche spüren ebenfalls, wenn auch nicht in dieser Ausprägung, eine Verstärkung der Nachfrageschwäche. Hier werden die nächsten Wochen zeigen, ob die Lockerungen der bisherigen Restriktionen des öffentlichen Lebens wieder Schwung bringen.
In der aktuellen Umfrage des wdk zur Einschätzung der Situation ergab sich aus den Antworten der befragten Mitgliedsunternehmen insgesamt ein Rückgang der Produktion in Deutschland um 28,6 % für den Monat Mai. Im April war der Produktionsrückgang mit durchschnittlich 24,1 % noch minimal weniger schlecht. Bei den Auftragseingängen aus dem Inland verzeichneten die Unternehmen im Mai im Durchschnitt einen Rückgang um 29,7 % (-17,8 % für das Jahr 2020 kumuliert). Die Auftragseingänge aus dem Ausland sanken im Mai um 30,3% und für das Jahr 2020 kumuliert um 14,4 %.
Die Frage, wodurch es zu Produktionsunterbrechungen in den einzelnen Unternehmen kommt, wurde von 66,7% der Befragten mit einem herrschenden Nachfragemangel, von 13,6% mit fehlenden Vorleistungen, von 4,5% mit Finanzierungsproblemen und von 4,2% mit fehlenden Mitarbeitern beantwortet. Verglichen mit der wdk-Umfrage von April 2020 stieg die Zahl der Produktionsunterbrechungen aufgrund des Nachfragemangels noch an.
Vorerst halten wir an unserer Umsatzprognose von -13 % für das laufende Jahr fest. Die Realdaten für Februar und März waren besser als die unserem Modell zugrunde liegenden Einschätzungen. Die Erwartungen an den Wiederanlauf weisen dagegen, statt einer von uns angenommen U-Entwicklung, eher auf ein L hin. Das spiegelt sich auch darin, dass aktuell gut die Hälfte der Unternehmen der Branche die -13 % für zu optimistisch halten.
Die effektiven Branchendaten für April und Mai werden in Kürze den Fingerzeig geben, an welchen Stellschrauben gedreht werden muss – wir werden entsprechend handeln.